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• Gothaer
Tagespost - Thüringische Landeszeitung:
(Nr.
179, 59. Jg, 32 Woche von: Montag, 4. August 2003)
"Weltweit beheimatet - in Wandersleben trafen sich Familien
mit dem Namen Wandersleben"
Wandersleben. (tlz) Wenn Personen den Namen
"Wandersleben" tragen, dann haben sie unweigerlich
Probleme. Werner Wandersleben kann davon ein Lied singen. Der seit
vielen Jahren in den USA lebende Wandersleben stieß vor 15 Jahren
auf einen Artikel, der von einem Namensvetter geschrieben war.
"Für mich war das völlig überraschend, als ich sah, da
gibt es noch einen mit dem gleichen Namen",
erzählt Werner Wandersleben. Für ihn stand fest, hier muss
weiter geforscht werden.1994 besuchte er erstmals Thüringen.
Erste Kontakte gab es mit Heike Scheffel vom Comtel Hotel in
Wandersleben. Dabei erfuhr der Amerikaner, dass er nicht alleine
den Namen
trägt. Zwei Jahre später waren seine Forschungen soweit gereift,
dass es zu einem ersten Familientreffen kam. Am Samstag wurde
dieses Treffen wiederholt. Mehr als 50 Familien folgten seiner
Einladung nach Wandersleben, dem Ursprungsort. Auf der Burg
Gleichen wurden die Familien vom Grafen Ernst von Gleichen, Burgfräuleins
und
Ritter begrüßt. In die Rolle schlüpften Mitglieder der
Wandersleber Folkloregruppe. Bereits am Burgeingang hatte sich
Heike Scheffel postiert und bot den Gästen nach alter Tradition
Brot und Salz als Willkommensgruß an.
Umfangreiche Nachforschungen, die bis ins Jahr 1440 zurück
reichen, haben mittlerweile 600 Personen ausfindig gemacht. Die
meisten Familien leben in Chile, weiß Marc Wandersleben, der sich
um den Stammbaum der Wandersleber kümmert. Hier ist der Nachweis
seit 1892 erbracht. Rosemarie Strauß, geborene Wandersleben, ist
die einzige
im Osten verbliebene Namensträgerin. "Zu DDR-Zeiten war es
doch unmöglich Nachforschungen zu betreiben", erzählt
Rosemarie Strauß, die heute auf der Insel Rügen zu Hause ist.
Aber auch im damaligen Ostpreußen lebten viele Familien, so wie
Kurt Wandersleben, der auch am Treffen teilnahm.
03.08.2003 Von Conny Möller |
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Thüringer Allgemeine:
(Nr.
179, 32 Woche von: Montag, 4. August 2003)
"Mehr
als Familiengeschichten - Wanderslebener Geschlecht trifft sich
auf der Burg Gleichen"
Sie liegen sich in den
Armen, stellen einander neugierige Fragen, die ein Dolmetscher
übersetzt. Und sie drücken immer wieder auf den Auslöser ihrer Fotoapparate
- fürs Familienalbum. Von den Wanderslebener in Wandersleben.
Das ärgert Kirsten "unwahrscheinlich": Nur weil sie vor
27 Jahren geheiratet hat, heißt sie
nun Braun und nicht mehr Wandersleben. Sie ist eine Exotin beim
internationalen Familientreffen am Wochenende.
"Ich gehöre dazu", sagt die gebürtige Wormserin fast
trotzig und liest im Buch "Das Thüringische Geschlecht
Wandersleben": Ihr Urururururgroßvater wanderte 1660 nach
Worms ein. Auf das Klingelschild an der Tür zu Hause hat sie auch
ihren Geburtsnamen geschrieben.
Der Stammbaum der Familie Wandersleben, schätzt Marc
Wandersleben, würde auf dem Papier fünf Meter breit sein.
Deshalb betreibt der Jurist die Ahnenforschung per Computer.
"Als Stammvater der Familie gilt Johann, 1560 in
Wasserthalleben geboren", schreibt er in einem 80-seitigen
Heft. Präzision muss sein. Etwa 600 Wanderslebener sind ausfindig
gemacht, etwa 200 leben noch: in Deutschland, den USA und Chile.
August, der in Chile Augusto gerufen wird, geht in kleine,
vorsichtigen Schritten den
steinigen Weg zur Burg Gleichen hinauf. Sein Oberkörper hat der
70-Jährige nach vorne gebeugt, das langärmlige Hemd ist schnell
durchschwitzt. Aber er bereut keine Sekunde seinen Entschluss,
nach Deutschland zu kommen. "Einmal im Leben", sagt er
auf deutsch.
Es sind seine Wurzeln. Frau, Tochter und Enkelin begleiten ihn,
viele andere in der
45-köpfigen Gruppe kennt er nicht.
Sein Bruder Werner steht indes ganz im Mittelpunkt, fast wie ein
Gastgeber. Er spricht
sehr gut deutsch und spanisch, am liebsten aber englisch - mit 29
Jahren wanderte er in
die USA aus: "Da besaß ich mehr Möglichkeiten, ich habe an
der New Yorker Universität studiert, war Professor für
Linguistik", sagt der 67-Jährige stolz. Das Jeanshemd passt
zu
ihm.
August Augen röten sich bei der Frage, warum sein Bruder gegangen
ist. Er zuckt mit
den Schultern: "In Amerika hängt fast alles vom Dollar
ab." Seine Heimat wäre es nicht. In
Chile ist der studierte Lehrer glücklich, auch mit nur 500 Dollar
im Monat zum Leben.
Zwei Jahre musste er für diese einmalige Reise sparen. Werner ist
zum fünften Mail hier.
1992 hatte ihm ein Freund nach einer Deutschlandreise erzählt,
dass es hier einen Ort mit
dem Namen Wandersleben gibt. Werner war begeistert und buchte den
Flug über den Atlantik. Seit 1994 kennt der Amerikaner nun Kurt
und Erika Wandersleben aus Bad Lauterberg - jene beiden, die sich
noch heute über die Zollkontrollen an der deutsch-deutschen
Grenze aufregen. Aber der Cousine im Osten musste geholfen
werden - "sie gehört doch zur Familie", sagt Kurt.
Der Familienname Wandersleben war im 13. Jahrhundert entstanden.
Mit "Wanderer"
hat er nichts zu tun, erklärt der Jurist Marc: "Wandis"
sei der Genitiv von "Wando", einem Eigennamen. Und
die Endung "-leben" bezeichnet ein Besitztum, das einem
Mann oder Geschlecht erblich gehört.
August Wandersleben will mit seiner Familie noch etwa zehn Tage in
Deutschland bleibe,
sich Thüringen ansehen und bald auch Hamburg.
Von
Kirsten Kaiser
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